Schaffa, schaffa, Päusle macha
Unscheinbar und doch unverzichtbar: Unser Platz, um Pause zu machen.
07. Juli 2025 - Doro und Olli
Die letzten Tage waren für uns geprägt von intensiver Vorbereitung auf unseren Umzug nach Japan. Zwischen To-do-Listen, emotionalen Abschieden und Behördengängen versuchen wir, auch unsere Seele mitzunehmen und bewusst Pausenmomente einzuplanen.
Schaffa, schaffa, Häusle baua
Das könnten wir gerade den ganzen Tag: Schaffa, schaffa. Nur, dass wir am Ende kein Häusle hätten, sondern nur weniger Punkte auf der To-Do-Liste. Denn unsere Tage sind voll mit Vorbereitungen und Alltag. Wir bereiten Dokumente vor, kündigen Verträge, recherchieren nach Wohnungen, Vierteln in Tokyo und günstigen Flugpreisen. Einerseits haben wir uns kopfüber in das Thema hineingeworfen, weil die Zeit tickt, doch wir müssen für die Kinder auch vollkommen im Hier und Jetzt sein - Kindergarten, Spielgruppe, Sport. Und „ganz nebenbei“ läuft noch ein Fulltime-job und Haushalt. Wir merken in all den Aufgaben aber auch, dass durch die Geschwindigkeit, die unser Leben gerade aufnimmt, auch die Seele Zeit braucht, mitzukommen. Sie ist nicht so schnell wie unser Verstand und braucht immer wieder ruhige Momente, in denen wir uns dessen bewusst werden und auch Zeit haben, den aufkommenden Gefühlen Raum zu geben. Deshalb haben wir gemerkt, wir brauchen ein anderes Motto:
Schaffa, schaffa, Pause machaWir haben mal versucht mitzuschreiben und euch so ein wenig mitzunehmen.
Mi, 25.06.
Am Morgen kommt die Nachricht über den Erhalt eines 5-Jahres-Visums
Erstes Verdauen der News zu zweit in unserem italienischen Lieblings-Café.
Verfassen eines Texts und Suchen von passenden Fotos für unsere Seite bei unserer Missionsgesellschaft Globe Mission
Do,26.06.
Telefonisch einen Konsulat-Termin vereinbaren
Nachmittags Terminierung für dritte Impfung zur Japanischen Enzephalitis
Bis in die Nacht: Blog Artikel und Video Edit für unseren say.do Instagram Account
Noch später… Ausfüllen des ersten Visa Application Formulars
Fr, 27.06.
Am Morgen: Insta-Post geht live - Nachrichten von Freunden kommen rein.
Vormittag: eine Info aus Japan fehlt, Konsulat Termin telefonisch verschoben
Telefonat mit Vermieter bzgl. Kündigung der Wohnung
Nachts: Uhr Kisten für Flohmarkt packen
Sa. 28.06.
Frühmorgens: Aufbau Flohmarkt
bis in den frühen Nachmittag: Flohmarkt und parallel Programm für die Kinder
Zeit zur Erholung mit unseren Nachbarn im Biergarten
Abends: Abfahrt Doro und Kids zu den Großeltern für ein Wochenende zum Dampfzug schauen
So. 29.06.
Olli verbringt einen Großteil des Tags in der Kirche - Zeit zum Durchatmen und Netzwerken…
Doro: Es gibt Dampfzüge zum Frühstück, zum Mittagessen und am Nachmittag. Viel Sonne, viel zu Fuß unterwegs. Am Abend: Kneippen, um die Hitze abzuwaschen
Mo, 30.06.
Update-Mails an unsere Coaches und die Kirche in Japan
Kündigung der ersten Versicherungen
Nachricht an befreundete Deutsche in Japan
Startschuss geben für Planungen einer Abschiedsparty
Di, 01.07.
Call mit unserem Ansprechpartner bei Lifehouse Toyko
Impfung No. 3 Japanische Enzephalitis
Rechnung bei der Krankenkasse einreichen
Biometrische Fotos machen fürs Visum
Mi, 02.07.
Mails an Missionars-Kontakte in Japan bzgl. Umzug & Vorab-Versand von Paketen
Abklären, wie viel wir von Bekannten aus Japan ablösen können
Kündigung Wohnung schreiben
Zur Genossenschaft radeln, um Kündigung persönlich abzugeben
Negative Gedanken im Kopf… „wir können doch nicht einfach kündigen, wir haben doch alles hier…“ dann Luft holen, beten, Tränen trocknen - Kündigung abgeben
Zuhause bekommen wir mit, dass unser Text bei Globe Mission live geht - sieht super aus, Feedback geht raus!
Weiter den Termin im Konsulat vorbereiten - weitere Formulare ausfüllen
Do, 03.07.
Kinder sind in Kindergarten und Spielgruppe - zu zweit am Brunnen durchatmen, reflektieren und beten, danken und bitten, weinen und erholen
letzte Vorbereitungen fürs Konsulat: Unterlagen und biometrische Fotos drucken
Im Konsulat alle Unterlagen erfolgreich eingereicht, das fertige Visum erhalten wir bereits in einer Woche
Doro: weiteren Arzttermin ausgemacht
Zeit zum Durchatmen. Spontanes Eis-Date mit Freunden
Fr, 04.07.
Zahnarzttermin mit den Kindern
bei IKEA Sofa und Sessel Probesitzen, die wir in Japan von Expats ablösen könnten
Sport der Kinder. Sammy hat eine Prüfung und bekommt eine Auszeichung
Gemeinsame To Do Liste kategorisiert
Sa, 05.07.
Erste Nachricht in die Gruppe der Deutschen Schule mit Fragen zu empfehlenswerten Maklern und Tipps zur Wohnungssuche in Tokyo
Sehr schnell erste Antworten und Empfehlungen erhalten
Spontanes erstes digitales House-Hunting und Eintauchen in die Immobilienwelt in Kawasaki und den Vorstädten Tokyos
Durchatmen. Die Kids planschen nachmittags im Pool im Garten bei Freunden
Durchatmen und die Nachricht einsinken lassen. Die Kombination mit gutem italienischen Kaffee hat uns dabei sehr geholfen…
…und immer wieder abschalten.
Bei allen To-Dos merken wir, wie wichtig diese Pausen zwischendurch sind. Sie geben unserer Seele Zeit und Raum, mit dieser großen Veränderung umzugehen. Dazu sind wir, gleich nach dem Erhalt der Nachricht nicht gleich in die Aufgaben abgetaucht, sondern haben erst einmal inne gehalten und sind mit verändertem Blick durch die Stadt geradelt.
In der Woche als am Donnerstag der wichtige Termin auf dem Konsulat anstand, saßen wir erst gemeinsam für ein kleines Frühstück an „unserem“ Brunnen und haben reflektiert, was wir hier haben, was wir aufgeben, ob wir eigentlich völlig bescheuert sind, das zu machen, ob es sich lohnt, ob wir den Kindern zu viel zumuten, was wir gewinnen können, was wir verlieren können.
Es war wie eine Pause bei der Bergwanderung: Es liegt noch viel Weg vor uns, wo genau das Ziel liegt, wissen wir nicht. Aber wir saßen auf unserer Bank und haben zurückgeschaut, auf die Anstrengungen der letzten Tage, Wochen und Monate, auf die vielen Momente, in denen wir am liebsten alles abgesagt hätten und umgekehrt wären. Auf die Momente der Freude, der Zuversicht, der Hoffnung, die uns doch dazu gebracht haben, nicht aufzugeben, sondern dran zu bleiben und die das Erreichen dieses großen Etappenziels erst möglich gemacht haben.
Was jetzt ansteht.
Danke für euren Support, für eure zahlreichen Nachrichten, für euer Anfeuern, für eure Gebete. Wir brauchen Kraft und Geduld für all die weiteren anstehenden Aufgaben für den Anfang in Japan, aber auch das Auflösen unseres Lebens hier, günstige Flugpreise, Weisheit in welchem Bezirk in Tokyo wir eine gut Wohnung für uns und v.a. auch eine gute Schule für Samuel und einen Kindergarten für Aaron finden werden.
Es sind ganz schön viele Dinge, die wir bedenken müssen und nicht vergessen dürfen. Danke, dass ihr mit an unserer Seite seid!