Ein Monat im Land der aufgehenden Sonne 🌅

Yokohama erkunden wir seit wir hier sind, allerdings nicht nur hier am Hafen, sondern vor allem in einer familienfreundlichen, grünen Gegend etwas weiter im Landesinneren…

27.09.2025 - Doro und Olli

Die letzten Wochen waren geprägt von vielen organisatorischen Erfolgen und immer wieder Enttäuschung, zwischen Dankbarkeit und Frust leben wir unseren Übergangs-Alltag. Nun stehen wir vor der entscheidenden Phase: Wohnungssuche und Schulwahl, wobei wir uns nach intensiven Überlegungen für Yokohama als Lebensmittelpunkt entschieden haben.


Unser zweites Zuhause in Japan

Keiner der vorhergegangenen Blogbeiträge fiel uns so schwer wie dieser. Einerseits schaffen wir so viel, erleben viel Schönes und leben uns in unseren „Übergangs-Alltag“ ein, andererseits spüren wir so viel Frust, über die vielen To Do’s, die sich auftürmen und wünschen uns nichts sehnlicher als endlich in unserem eigenen Zuhause anzukommen…

All unser Gepäck, alle Familienmitglieder plus noch Christian als Fahrer haben ins Auto gepasst. Das war Tetris pur…

Ein Glück kennen Kuschelbären keinen Schmerz

Unser Übergangs-Alltag

Vor etwas mehr als drei Wochen sind wir in unser Zwischen-Zuhause eingezogen: eine eigene Etage im ehemaligen Schülerheim der Liebenzeller Mission, direkt neben der Deutschen Schule. Wir haben liebe Menschen im Haus, die sich hier im Land auskennen und uns bei allen möglichen kleinen und großen Fragen helfen können, andere Kinder, mit denen unsere drei spielen können, genug Platz für Rückzug und Familienzeit. Und doch, es ist nicht „unseres“. Es gab schon einige Momente, in denen wir uns gefragt haben, ob wir bestimmte Dinge/Basics schon anschaffen sollen. Dann kam aber oft der Gedanke: Noch nicht, dann müssen wir es nur nochmal umziehen…

Von hier aus können die Kids die Züge der BlueLine Bahn beobachten. Zum Winken sind sie meistens aber zu schnell vorbei…

Wir können erste Erfolge feiern!

Es ist viel passiert in der Zeit. Wir haben große Entscheidungen getroffen. Und schon viel Organisatorisches erledigt. Wir haben uns in unserem Viertel registriert, haben eine Krankenversicherung abgeschlossen, haben mehrere Meldebescheinigungen im Rathaus geholt für Abmeldungen in Deutschland und Anmeldungen in Japan und dazu passend eine Übersetzung ins Deutsche in die Wege geleitet, wir haben ein Netzwerk an Maklern und anderen Ratgebern aufgebaut, wir haben unsere Führerscheine übersetzen lassen, ein Fahrrad gekauft sowie einen passenden Kindersitz dazu. Und sogar einen Thermomix haben wir gefunden, mit amerikanisch/japanischen Stecker, weshalb wir unseren aus Deutschland nicht mehr nach Japan schicken müssen. Ein Paket weniger, das die Reise nach Japan antreten muss.

Eine besondere Zeit

Was uns auch viel Freude, aber auch Unterstützung bereitet hat, war die Tatsache, dass Doros Schwester Theresa drei Wochen mit uns hier war. Es war so schön, neben den ganzen ToDos auch Touri-Trips zu machen. Wir waren gemeinsam am Meer, bei der Leichtathletik-WM live dabei, in Ginza zum Einkaufen, am SkyTree zum Ausblick genießen und konnten Samuels Geburtstag nachfeiern. In die Zeit ihres Besuchs fiel auch unser erstes erlebtes Erdbeben, der erste Taifun-Regentag, eine Evakuierungs-Nachricht wegen Starkregens und Gefahr von Erdrutsch und durchschnittlich trotzdem etwa 30 Grad Tagestemperatur und viel Sonne.

Doch schon wieder am Flughafen

Das Handynummer-Bankkonto-Paradoxon

Wir sind so dankbar für jedes einzelne dieser erfolgreich erledigten Dinge! Und doch ist vieles so zäh und anstrengend. Exemplarisch steht dafür die Tatsache, dass man ein japanisches Bankkonto braucht, um einen japanischen Handyvertrag abzuschließen und man aber gleichzeitig einen japanischen Handyvertrag braucht, um ein japanisches Bankkonto zu eröffnen. Das hat uns einige weitere graue Haare beschert. Aber, wir haben auch diese Hürde geschafft!

Ausruhen, das tut nicht nur den Kindern gut

Zuhause und Schule, die großen offenen Fragen

Nun stehen wir noch vor den letzten beiden großen Punkten, die uns seit dem Umzug hier beschäftigen - einer Unterkunft und einer Schule.

Am Anfang haben wir uns in einem nördlichen Außenbezirk von Tokyo orientiert, weil wir dort von einer guten (internationalen) Schule für Samuel gehört hatten. Wir hatten auch Termine mit Maklern und die Möglichkeit dort in der Gegend sechs Häuser anzuschauen, die wir mieten könnten. Die entsprechende Schule konnten wir auch spontan noch besuchen und uns ein Bild vom Campus machen. Uns allen hat sie sehr gefallen und wir hätten uns sehr gut vorstellen können, dass Samuel dort eine gute Grundschulzeit haben könnte.

Kicken mit Ausblick auf immer wieder vorbeifahrende Shinkansen. Welcome to Japan!

Welche Prioritäten haben wir?

Das Problem war: Wir konnten uns das Leben dort nicht vorstellen. Die vorgestellten Häuser lagen sehr ländlich: Bahnstationen bieten in der Regel einige Möglichkeiten zum Verweilen und Einkaufen. Dort leider nicht, es gab es nur einen kleinen Supermarkt, einen Convenience Store. Sitzmöglichkeiten suchten wir vergeblich. Von der sonst in Japan sehr ausgebauten Bahn war mit nur einer Bahnlinie vor Ort wenig zu sehen. Für unseren Alltag dort hätten wir ziemlich sicher ein Auto gebraucht. „Schnell“ in die Berge oder ans Meer, das wäre nur bedingt möglich gewesen. Die Frage war: Besteht unser Leben nur aus Samuels Schule? Wie schwer wiegen unsere anderen Bedürfnisse für unseren Alltag als Familie?

Das Meer ist in Yokohama immer in der Nähe…

Hier bleiben wir erstmal

In der Gegend von Yokohama fühlen wir uns dagegen sehr wohl: Zum einen gibt es viele Parks, Spielplätze, Bahnhöfe mit schönen Orten, die zum Verweilen einladen und viele Einkaufsmöglichkeiten bieten für allerlei Dinge - das reicht von einem  Supermarkt, Convenience Stores, Cafés und Restaurants über einer Drogerie, einen Optiker, hin zu Bekleidungs-, Haushalts-, Einrichtungs- und Elektroknikgeschäften… Hier fahren viele Leute Fahrrad, die Kinder spielen draußen Ball und es gibt auch einige Angebote für Internationals. Ein öffentliche Bibliothek hier hat sogar deutsche (Kinder)Bücher, weil hier durch die deutsche Schule natürlich auch eine kleine deutsche Bubble wohnt. Mit der Bahn sind wir in recht kurzer Zeit in Tokyo, Yokohama oder auch mal am Meer oder in den Bergen. Schule und Kindergarten sind hier tendenziell eher Japanisch - aber wir leben ja auch deshalb in Japan, um Land, Leute und die Sprache kennenzulernen - auch wenn das kein einfacher Weg sein wird.

Von einer Wohnungsbesichtigung auf dem Weg nach Hause, vorbei an Elefant, Panda, Frosch und ihren Freunden…

Hoffnung auf ein baldiges Zuhause

Nach einigen Tagen des Hin- und Her Überlegens haben wir uns entschieden, hier in Yokohama zu bleiben und unser Leben hier neu aufzubauen. Seitdem sind wir hier auf Wohnungssuche und haben im Moment drei realistische Optionen, die wir uns vorstellen könnten. Nächste Woche wird sich wohl entscheiden, ob und welches es wird… Bis dahin heißt es - trotz Krankheit unter uns Fünfen - weiter durchzuhalten, nicht aufzugeben, weiter hoffen und beten, dass wir bald ein Ja und einen unterschriebenen Vertrag für „unser“ Zuhause haben.

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Erste Alltags-Anker

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